9) Eine neue Uniform wird fällig

So wie sich alles Irdische erschöpft und verbraucht, so verbraucht und verschleisst sich auch eine Uniform, trotz Sorgfalt und Pflege. Die braune Uniform aus dem Jahre 1927 hatte nun allmählich ihren Dienst getan und war zum Ersetzen fällig. Kam hinzu, dass für Neueintretende keine Uniformen mehr bereitstanden, da mittlerweile die Mitgliederzahl beträchtlich angestiegen war. Das Erscheinungsbild des Vereines war damit uneinheitlich und für das Auge und den guten Geschmack störend. Prompt führte dies auch zu Beanstandungen bei Marschmusikvorträgen. In dieser Situation raffte sich der Verein in seiner Versammlung vom 8. März 1952 auf, an eine Neuuniformierung heranzutreten. Ein Musikverein ist ein teurer Verein. Instrumente und Uniformen müssen periodische ersetzt werden, die Fahne ist ein kostbares Tuch, und der Dirigent will auch bezahlt sein. Andererseits ist der Musikverein für das Dorf fleissig im Einsatz und bereichert durch seine Darbietungen und Ausbildung von Bläsern das kulturelle Geschehen in der Gemeinde in hohem Masse. Diese Einsicht liess die Gemeindeversammlung einen Beitrag von Fr. 2000.- zur Neuuniformierung gutheissen, und auch die ortsansässigen Industrien liessen dem wichtigen Kulturträger der Gemeinde eine Gabe für den gleichen Zweck zukommen: Die Decken- Tuchfabrik lieferte den Uniformstoff zum halben Preis, und die Keller u. Co. Ziegeleien schenkten dem Verein Fr. 2000.-. Aber auch die Bevölkerung mit ihren rund 1300 Seelen bewies ihre grosse Zuneigung durch eine erfreuliche Spendenfreudigkeit, denn es waren im Sammeltopf Fr. 5000 zusammengekommen. Einen besonderen Stein im Brett hatte der Musikverein wohl beim Frauen- und Töchterchor, stifteten die Damen den musizierenden Herren doch die 35 Krawatten zur Uniform. Für das neue Vereinskleid wählte der Verein einen graublauen Stoff, und man entschied sich für einen neuzeitlichen Schnitt. Die Anfertigung der Vereinskleidung vertraute man wiederum der Firma Helbling & Co., Rapperswil, an. Da der Verein in der Mützenwahl unsicher war, erkundete er die Meinung der Frauen und Männer des Dorfes, indem im März eine Vorführung der neuen Uniform mit Teller- oder Offiziersmütze veranlasst wurde. Ganz eindeutig sprachen sich die zahlreich erschienenen Teilnehmer für eine Tellermütze aus; der Verein sah sich damit in seinem zuvor gefällten Entscheid bestätigt.

Das anhaltende Regenwetter führte dazu, den auf den 14. Juni anberaumten Musiktag mit Uniformenweihe um eine Woche auf den 21. Juni 1953 zu verlegen. Doch ausgerechnet an diesem Sonntag lag der Organisationskomitee-Präsident Arnold Schmidli, Gemeindepräsident, im Spital. An seine Stelle sprang Lehrer Theodor Frei in die Lücke, und am Durchführungstag lachte auch die Sonne wieder und bot damit herrliches Festwetter. Der Musikverein eröffnete am Samstagabend in alter brauner Kleidung die Uniformeneinweihung und um 21 Uhr marschierte das Korps, von der Festgemeinde begeistert begrüsst, im neuen schmucken Ehrenkleid durch die Reihen. Es war ein stimmungsvoller Weiheakt in Anwesenheit der Patensektion Stadtharmonie "Eintracht" Töss. Ihm folgte der mit Spannung erwartete "Nabuccochor", vom vokalen Gesamtchor und dem Musikverein sorgfältig einstudiert. Dieser musikalische Vortrag hob die Würde und Feierlichkeit des Anlasses noch zusätzlich hervor. Am Sonntagnachmittag wurden die geladenen Vereine, die Stadtharmonie "Eintracht" Töss und der Musikverein "Harmonie" Embrach, vom Bahnhof zum Festplatz hinter dem Schulhaus Dorfstrasse geleitet. Hier rollte ein buntes Musikprogramm über die Bühne, das mit dem traditionellen Musikgesamtchor endete.